Anmerkung: Ab & zu ist Zeit Luxus! Ein Luxus, den ich mir zur >Zeit< nicht leisten kann. Deshalb bin ich faul und kreativ zugleich und veröffentliche diese Woche einfach einen kleinen Ausschnitt aus meinem Buch »Spanier zu Frühstück-Vorsaison«.
Voriges Jahr um diese Zeit saß ich gerade am 2. Teil von den Spaniern zum Frühstück — und habe jeden Moment genossen. Schreiben kann wirklich wahnsinnig Spaß machen!
Dieses Jahr denke ich oft an diese Zeit, auch weil ich zurzeit gerade etwas komplett anderes mache. Obwohl ich das Schreiben liebe, brauchte ich einen Tapetenwechsel (zwischen Winter 2012 und Frühling 2014 habe ich immerhin zwei Bücher überarbeitet, zwei weitere geschrieben und eine CD veröffentlicht.) Deshalb bin ich nun mit der Neugestaltung des Online-Shops meines Lebensgefährten beschäftigt und nehme mir dir Freiheit einfach etwas zu bloggen, dass schon existiert:
Endlich, nach der siebten Copa ging dem Spanier das Geld aus oder er hatte einfach keine Lust mehr und ich verabschiedete mich umgehend. Mittlerweile waren noch zwei weitere Spanier in die Bar gekommen und hatten Shauna einen Drink spendiert. Ich ging erstmals aufs Klo, denn selbst wenn in die Copa-Gläser nicht viel Flüssigkeit passte, so war ich es doch nicht gewohnt, überhaupt so viel Flüssigkeit zu trinken — noch dazu in so kurzer Zeit! Danach setzte ich mich wieder zu Rosi, doch Paco wollte, dass ich zu Shauna und ihren beiden Spaniern hinüberging. Ich schüttelte den Kopf. Erstens hatte ich keinen Bock auf Shauna und zweitens wollte ich mich erst einmal von den Strapazen mit meinem letzten Gast erholen. Paco gab daraufhin wieder das Geräusch eines Abfluss-Müllzerkleinerers von sich, das trotz der immer noch ziemlich lauten Musik nicht zu überhören war — ließ mich aber dann in Ruhe.
Kurz darauf stand Adelio plötzlich vor mir und Rosi entschuldigte sich sogleich.
>>Wie geht es dir?<<, fragte Adelio auf Spanisch und ohne Rosi überhaupt zur Kenntnis zu nehmen.
>>Gut<<, gab ich ebenfalls auf Spanisch zurück. Adelio wollte wissen, ob es OK wäre, wenn er sich zu mir setzte. Ich nickte. Dabei huschte unbeabsichtigt ein Lächeln über mein Gesicht, weil es eigentlich schon so sein sollte, dass die Mädchen zu den Gästen hinübergingen, eine Unterhaltung anfingen und auch fragten, ob man sich dazusetzen dürfe — nicht umgekehrt. Adelio hatte mein Lächeln gesehen und fragte nach dem Grund. Also erklärte ich ihm meine Gedanken und die Arbeitsstrategie einer Copa-Bar. Allerdings tat ich dies in Deutsch, weil es so doch bedeutend einfacher für mich war. Adelio hatte sich neben mich gesetzt und sah mich an. Während er mich studierte, studierte ich ihn, während Paco einen Piccolo für mich auf den Tresen stellte. Adelio sah wirklich unglaublich gut aus, außerdem hatte er so eine gewisse Art, die sehr anziehend wirkte. Ein Mann wie er konnte doch jede Menge Frauen haben und hatte es sicherlich nicht nötig, dafür in Bars zu gehen.
>>Der Mann vorhin, war das dein Freund?<<, fragte Adelio. Ich wusste, dass er damit auf Maurice anspielte und schüttelte den Kopf.
>>Nein<<, sagte ich dann. >>Er ist nicht mein Freund, aber ich glaube er ist ein Freund — vielleicht wird er irgendwann sogar mal so etwas wie ein guter Freund.<<
>>Ein guter Freund, mit dem du ins Bett gehst?<<
>>Ein guter Freund, mit dem ich vielleicht manchmal auch ins Bett gehe — ja.<<
>>Würdest du das auch mit mir tun?<<
>>Du bist kein guter Freund.<<
Adelio lachte.
>>Aber ich könnte einer werden<<.
Ich nickte.
>>Ja, das könntest du — wenn wir uns nicht ausgerechnet hier kennengelernt hätten.<<
>>Darauf trinken wir<<, meinte Adelio und hob sein Longdrink-Glas mit Ballantine’s.
In der Ecke dort bei der Toilette saßen wir ziemlich verdeckt vor den Blicken der anderen und um uns herum brannte die Luft. Paco hatte die Musik endlich etwas leiser gestellt und so wurde eine Unterhaltung auch wieder möglich ohne sich dafür anzuschreien. Während Adelio und ich anstießen, kam Corinna zu uns herüber, tat überrascht, uns dort sitzen zu sehen und sagte, wir sollten uns doch zu ihr und Titus setzen. Adelio lehnte höflich, aber bestimmt ab. Corinna zuckte die Schultern und verschwand in der Toilette.
>>Das heißt, wenn wir uns nicht ausgerechnet in einer Bar kennengelernt hätten, dann hätten wir auch Freunde werden können?<<, nahm Adelio unser Gespräch wieder auf.
Ich nickte wieder.
>>Und dann würdest du auch mit mir schlafen?<<
Ich nickte erneut.
>>Schon möglich<<, sagte ich dann.
Adelio tat überrascht.
>>Das heißt, das Einzige, dass zwischen einer Affäre, zwischen dir und mir steht, ist das hier?<<
Adelio machte eine ausschweifende Handbewegung ohne den Blick jedoch von mir abzuwenden und ich nickte wieder. Adelio überlegte einen Moment.
>>OK<<, sagte er dann. >>Lass uns nochmal anfangen. Wie wär’s, wenn ich dich nächste Woche zum Essen einlade?<<
Das brachte mich zum Lachen, doch ich schüttelte den Kopf. Geschäft war Geschäft und Vergnügen war Vergnügen. Adelio war mein Gast im „Mau-Mau“ und damit konnte unsere Beziehung auch immer nur rein geschäftlicher Natur sein und sich auch nur auf meine Arbeit und das „Mau-Mau“ beschränken. Egal, wie sehr die Luft um uns herum dabei auch Feuer fing! Das war eine Grenze, die ich auf keinen Fall vorhatte zu überschreiten. Ich versuchte Adelio dies zu erklären.
>>Es hat was mit deiner Weigerung zu tun, für Sex bezahlt zu werden?<<
Ich nickte.
>>Nun, ich hatte nicht vor, dich dafür zu bezahlen!<<
Ich lachte.
>>Trotzdem, Adelio — es geht einfach nicht.<<
>>Sag‘ bitte: Trotzdem, Adelio, es geht einfach noch nicht!<<
Ich schüttelte demonstrativ den Kopf, musste gleichzeitig aber wieder lachen. Adelio schaute derweilen in die Zukunft und prophezeite, dass ich nicht lange im „Mau-Mau“ arbeiten würde und er versprach mir, dass wir die besten Freunde seien, noch bevor der Sommer zu Ende ginge. Dann wechselte er das Thema und fragte, wie ich ausgerechnet in Lloret gelandet war. Ich erzählte ihm von der Reise, die ich gewonnen hatte. Adelio sagte dazu, dass er nicht an Zufälle glaube und deshalb müsste es Schicksal sein, dass ich hier gelandet wäre. Er meinte, er sei neugierig, was das Schicksal als nächstes mit mir vorhabe und welche Rolle er dabei spielen würde. Plötzlich hielt er mir eine kleine, bronzene Münze hin und meinte: >>Ein Penny für deine Gedanken.<<
Ich wischte meine Gedanken jedoch mit einer Handbewegung fort. Ich hatte gerademal wieder daran gedacht, was seit dem Reisegewinn alles geschehen war — und auch daran, wie es wohl weitergehen würde. Stattdessen fragte ich Adelio, was ihn überhaupt in eine Bar wie das „Mau-Mau“ verschlagen habe. Mit seinem Aussehen konnte er doch jede haben!
>>Nun jede scheinbar nicht — jedenfalls noch nicht<<, antwortet Adelio und schmunzelte dabei. >>Aber ich mag auch das Spiel — es erhöht den Reiz!<<
Um uns herum stand immer noch alles lichterloh in Flammen. Ich fragte mich, ob Adelio dies ebenfalls spürte. Dann wurde auf einmal die Musik wieder lauter. Eine größere Gruppe Spanier hatte die Bar soeben betreten und Titus und Corinna kamen zu uns herüber. Titus hatte keine Lust mehr und wollte gehen. Adelio hatte mir gerade erst meinen zweiten Piccolo bestellt und meinte, er käme wieder. Das nächste Mal allerdings alleine.
Das ganze Buch gibt es zum unschlagbaren Preis von 2.99 Euro als eBook bei amazon:
Bildmaterial:
Titelfoto & Post (Blog) Image: Copyright by Kristine Weitzels